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Die Piroge

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Land: Frankreich, Senegal, Deutschland  Jahr: 2013

freigegeben ab : 12 Jahre

Beschreibung

Ein Küstenort nahe Dakar. Besucher eines Volksfestes feuern die beiden Kämpfer eines Ringerwettstreits an, am Rande werfen sich einige Männer Blicke zu. Es sind Drahtzieher einer Schleppergruppe, die einen Bootsführer für die bevorstehende Flüchtlingsüberfahrt zu den Kanarischen Inseln anheuern wollen – auf einer Piroge, einem schlichten Boot für den Küstenfischfang, kaum tauglich für die gefährliche Fahrt auf dem Atlantik. Die Schlepper um Lansana setzen auf Baye Laye, er soll als Kapitän Verantwortung für 30 Männer tragen. Baye Laye ist ein erfahrener Fischer, dem die Gefahren allzu bewusst sind, weshalb er anfangs zögert. Sein Freund Kaba, auch er Fischer, drängt ihn einzuwilligen. Angesichts des leergefischten Meeres vor der Haustür träumt dieser von einer Fußballerkarriere in Europa und schwärmt davon, dass viele, die gefahren sind, sich Häuser bauen können. Auch Baye Layes jüngerer, unerfahrener Bruder Abou, ein Slacker, will in jedem Fall fahren. Zuhause ohne Perspektiven, träumt er von einer Musikerkarriere in Frankreich. Um die beiden sicher außer Landes zu bringen, entschließt sich Baye Laye das Kommando zu übernehmen. Auch sein Sohn und seine Frau Kiné, die ihm rät, doch besser nach China als ins krisengeschüttelte Europa zu gehen, können ihn nicht mehr davon abbringen.

Derweil muss Lansana die bereits in der Stadt weilende Flüchtlingsgruppe der Fulbe vertrösten. Sie haben viel Geld bezahlt und warten ungeduldig auf die versprochene Abfahrt. Hinzu kommen zehn weitere mit einem Bus aus Guinea angereiste Männer, die sich nur über einen Dolmetscher mit den anderen verständigen können und den Atlantik zum Teil noch nie gesehen haben, geschweige denn schwimmen können. Ihr misstrauischer Sprecher zögert, den Schlepper im Voraus zu bezahlen. Zusammen mit einigen Männern aus Dakar ist die Flüchtlingsgruppe überwiegend muslimischen Glaubens nunmehr komplett. Nachdem Baye Laye von den Schleppern das für seine Frau bestimmte Honorar erhalten hat, verabschiedet er sich liebevoll von seiner Familie.

Am Strand wird Baye Laye von einer Gruppe betender Flüchtlinge erwartet. Schon bald, nachdem die Piroge im Schutz der Dunkelheit abgelegt hat, entdeckt Lansana eine blinde Passagierin, Nafy Talla – für manche der Männer ein böses Omen. Erst als Kaba erklärt, später für sie zu zahlen, sich die Rationen mit ihr zu teilen und sie selbst bereit ist, für die Mannschaft zu kochen, darf sie an Bord bleiben. So nimmt das Schiff unter sengender Sonne auf zunächst ruhigem Atlantik Kurs. In den Gesichtern spiegeln sich Angst und Ungewissheit, aber auch Hoffnung. Yaya, ein besonders ängstlicher, die anderen zusehends nervender Mann mit seinem Huhn, um dessen Leben er, wie sich bald zeigen soll, zu recht fürchten muss, gerät als erster in Panik, woraufhin er gefesselt und stillgestellt wird. Ein Mann verbrennt seinen Pass, damit ihn keiner zurückschicken kann; sein Nachbar hingegen möchte die Papiere behalten, damit man ihn in seiner Heimat begraben kann. Ein anderer erzählt, dass er bei einer Kollision mit einer Piroge ein Bein verloren hat und sich in Spanien eine Prothese holen will. Während Jüngere wie Kaba und Abou von ihren Fußballer- und Musikerkarrieren in Europa träumen, erhoffen sich einige der Älteren ein Auskommen als Feldarbeiter in Andalusien. Und Nafy, deren Mann bei einer Flüchtlingsbootsfahrt ertrunken ist und die sich um ihre beiden Kinder kümmern muss, wird in Paris erwartet.

Auf halber Strecke begegnet die Piroge einem hilflos treibenden, dem Untergang preisgegebenem Flüchtlingsschiff. Die Passagiere schreien verzweifelt um Hilfe, heftiger Streit kommt auf, ob man den Fremden helfen soll – bevor diese auf Geheiß des Schleppers ihrem Schicksal überlassen werden. Die Verstörung darüber hält an, die Hoffnung der meisten Flüchtlinge in der qualvollen Enge der Piroge jedoch scheint ungebrochen. Übermütig greift Lansana in einer „Ansprache“ eine Redewendung des französischen Präsidenten Sarkozy auf, wenn er verkündet: „Ich bin ein Afrikaner, der sich entschieden hat, in die Geschichte einzutreten“. Doch fällt plötzlich der Motor aus. In der Nacht zieht ein heftiges Unwetter auf, das GPS-Gerät und ein Großteil des Proviants gehen verloren, die Piroge treibt richtungslos.

Baye Layes Freund Kaba ist einer der ersten, der im Sturm von Bord gerissen wird und sein Leben lassen muss. Am Morgen danach bestatten die Flüchtlinge weitere Todesopfer, unter ihnen auch den Mann, der gern in seiner Heimat begraben werden wollte. Versuche, das Boot wieder flott zu machen, scheitern. Hunger, Durst, Angst, Apathie und Irrsinn nehmen zu, mit ihnen Selbstzweifel und Spannungen unter den Flüchtlingen, die sich besonders gegen Nafy richten. Yayas Huhn wird geschlachtet, das aufgefangene Blut reihum zum Trinken gereicht. In halluzinierten Erinnerungen einiger scheint rurale Vergangenheit auf. Ein älterer Mann trauert würdevoll um seinen Sohn, die anderen stimmen in traditionellen Klagegesang ein. Immer mehr Tote sind zu beklagen, unter ihnen Yaya und Lansana. Als Abou, der die Habseligkeiten der Verstorbenen an sich nimmt, sich über den scheinbar leblosen Körper seines Bruders beugen will, schlägt dieser die Augen auf. Schließlich nimmt Nafy das Geräusch eines Hubschraubers wahr, mit letzter Kraft macht sie die Besatzung auf die Überlebenden aufmerksam. Unter dem Schutz des spanischen Roten Kreuzes werden sie geborgen und auf die Kanarischen Inseln gebracht.

Zwei Wochen später landen die aus Spanien Abgeschobenen wieder in Dakar. Von den Einreisebeamten am Flughafen werden sie mit 15 Euro, Behelfsdokumenten und Sandwiches begrüßt. Stolz mahnt einer der ‚Beschenkten‘ einen anderen: „Iss das Sandwich nicht!“. Und Baye Laye erwirbt in einem Shop vor Ort noch schnell ein Barca-Fußballtrikot. Wie bei der Abreise versprochen, überreicht er es seinem Sohn, als er mit seinen Bruder Abou nach Hause zurückkehrt.


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Europäischer Film »  Deutschland, Frankreich